Beschreibung ↓
1933. Der weltberühmte jüdische Arzt Professor Mamlock bemüht sich, seine Arbeit, seine Klinik, aber auch seine Familie von allen politischen Auseinandersetzungen fernzuhalten. Aus Angst um das Erreichte, aus Blindheit gegenüber der Realität und im Vertrauen auf das Gute im Menschen arbeitet Mamlock weiter unter den rassistischen Machthabern. Seine Familie hat eigene Wege, um mit den Vorstellungen des Vaters und Ehemanns und der Realität umzugehen. Mamlock scheitert.
Friedrich Wolf (1888 – 1953) schrieb das Schauspiel unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis im französischen Exil. Durch die zeitliche Unmittelbarkeit entwickelt der Text eine beklemmende Dringlichkeit. Er führt bereits in dieser frühen Phase die furchtbaren Folgen faschistischer Gewaltherrschaft deutlich vor Augen und birgt auch für das Heute Brisanz: Übergriffe auf Synagogen, Moscheen und Flüchtlingsheime nehmen stetig zu; die Abneigung gegen das Fremde wächst, und gleichzeitig verstummt die Menge, der es voller Entsetzen die Sprache verschlägt.
Was bleibt, ist die Fassungslosigkeit und eine sich aufdrängende Frage: Wie schnell kann eine Gesellschaft ihre eigene Geschichte verleugnen oder vergessen?